AD(H)S im Alter – aus der Sicht von Opa Wildfang 

Weißt du, ich hab’s schon immer gemerkt – dieses innere Getriebensein, die vielen Gedanken auf einmal, die Unruhe. Früher im Büro war ich oft der, der alle mit seinen Ideen überrollt hat – aber auch der, der seine Brille gesucht hat, während sie auf dem Kopf saß. Ich hab viel gemacht, viel geredet – und oft viel vergessen.
 
 Jetzt, im Alter, sagen die Leute: „Der Opa wird halt tüddelig…“, „Altersstarrsinn halt…“ oder: „Na, das ist bestimmt schon Demenz.“ Aber weißt du was? Das ist es nicht. Mein Kopf ist noch voll – manchmal sogar voller als früher. Aber ich kann nicht mehr so gut filtern, nicht mehr so gut die Fassade halten.
 
 Früher hab ich’s noch geschafft, mich zusammenzureißen. Jetzt nicht mehr. Das ist AD(H)S – nicht einfach alt werden. Ich vergesse Sachen, bin schneller gereizt, verliere den Faden. Und wenn der Rentenalltag kommt und der feste Rhythmus wegfällt, dann wird’s oft noch schlimmer.
 
Ich wünschte, mehr Leute wüssten das. Dass AD(H)S nicht aufhört, nur weil man älter wird. Dass es nicht „Altersstarrsinn“ ist – sondern ein Teil von mir, der immer da war. Und dass eine späte Diagnose helfen kann, die Dinge klarer zu sehen.